Einleitung

Warum erzähle ich Wiener G‘schichten?

Gute Frage!

Wenn man so wie ich in ein anderes Land auswandert, dann hinterlässt man Freunde und Familie. Es ist nicht immer so einfach, sein Leben mit Menschen zu teilen die hunderte von Kilometern entfernt leben und dieses „wir bleiben in Verbindung“, hat ja auch so seine Tücken. Trotz mainnigfaltiger Kommunikationstechniken, wie WhatsApp, eMail, sms, Skype, RealTime, und diverser anderer, mehr oder weniger sinnhafter oder sinnbefreiter Plattformen, klappt das nicht immer ganz so wie wir uns das vorgestellt oder vorgenommen haben. Wir haben alle unseren vollgestopften Alltag und dann denkt man sich, ich müsste mich mal wieder in Wien melden, dann schreit das Kind, bellt der Hund, nervt der Partner, kommt die Müdigkeit oder der Tatort und schon verschwindet dieser Gedanke, beim Windeln wechseln, Gassi gehen, Partnerstreit, im Bett oder beim Ermitteln fieser Morde.

So vergehen, Tage, Wochen, Monate – es wird Sommer, Herbst, Winter – die Zeit fliegt dahin und irgendwann weiß man nicht mehr so recht was sich im Leben des anderen abspielt. Mal ganz ehrlich, ich könnte mittlerweile nach Tasmanien ausgewandert sein, zum Riesling anbauen und viele hätten es gar nicht mitbekommen.

Nur was tut man dagegen? Vor allem wenn man keine telefonische Dauerquatsche ist. Jeder der mich kennt weiß, dass ich es hasse zu telefonieren. Sollte ich mich dennoch mal durchringen jemanden anzurufen um nach dem werten Befinden zu fragen, ist entweder besetzt, keiner geht ran oder ich darf nach dem Beeeeeep mit einen Nichts reden. All das macht mich zu einem noch größeren Telefonhasser, zumal man, selbst wenn man dieses Nichts zutextet, häufig nicht mal eine Rückmeldung bekommt. Mal abgesehen davon, dass mein iPhone 6 – alles kann, einschließlich der Reparatur meines Traktors nur telefonieren kann man damit leider nicht vernünftig – Mistdose! Bestätigt nur meinen Auspruch: „Apple is the evil“.

Und überhaupt und sowieso habe ich, dank der Firma und ihrer ständigen Telefonkonferenzen, was das Telefon angeht eine sehr niedrige Frustrationsschwelle. Ja – ich schäme mich nicht diesen meinen Makel laut auszusprechen. Ich bin eine wirklich lausige Telefoniererin.

Welche halbwegs altmodische Methoden zur Kommunikation gibt es noch? Das persönliche Treffen. Leider nicht immer möglich. Briefe schreiben. Weder auf die Österreichische noch auf die Deutsche Post ist so wirklich Verlass, weiß ich aus eigener Erfahrung. Mailen. Ich persönlich finde eMails klasse. Zumal ich auf dem PC schneller schreibe als mit der Hand und auch deutlich leserlicher! Aber Mails an diverse Personen in Deutschland – am besten alle noch mit individuellem Inhalt. Also nee, leeve Lüt – das ist selbst meinem Enthusiasmus zu viel der Arbeit.

Das habe ich die ersten Jahre meines Lebens hier in Wien gemacht, hingebungsvoll, teilweise mit Bildern und Links.

Aber seien wir doch mal ehrlich – viele Mails blieben unbeantwortet und wenn von mir nix kam, dann war die Leitung tot.

Alle Kommunikationstechnologien funktionieren nach beiden Seiten – wer sich jetzt auf den Schlips getreten fühlt, mal kurz inne halten und nachdenken. Ich nehme es niemanden übel, wenn er sich über Monate einfach nicht meldet oder lediglich reagiert. Aber es macht mich nachdenklich, weil ich denke, dass ohne mein beharrliches Bemühen, viele Kontakte längst tot und begraben wären.

Aber wer möchte denn einfach so vergessen werden, nur weil man sich einfach nicht regelmäßig zum Tratscherl, Fußball schauen, Sekt schlabbern treffen kann. Also spätestens wenn ich im Lotto gewinne fliege ich mit meinem Privatjet – einmal monatlich Deutschland an um genau das zu tun – aber bis es soweit ist, muss über Alternativen nachgedacht werden.

Nach langem Nachdenken ist mir nichts g’scheiteres eingefallen als zu bloggen. Das hat den Vorteil, dass jeder den es interessiert, nachlesen kann was grad so in meinem Leben passiert. Wenn es denn passt, kann auch jeder was dazu schreiben oder mir eine Nachricht hinterlassen –  wenn nicht dann nicht.

Denn am Ende des Tages sind Freunde selbstgewählte Familie und gilt es nicht diese auch zu pflegen? Meiner Meinung nach in unseren unsicheren Zeiten mehr denn je, denn niemand ist eine Insel.

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